Anhaltinische Linie

Autor: Berent Schwineköper

Einziger noch blühender Zweig der A., der seinen Ausgang von Heinrich I. (1212–44), dem älteren Sohn Herzog Bernhards von Sachsen und Enkel Albrechts des Bären, nahm. 1212 hatte dieser die eigentlichen askanischen Hausgüter zwischen Unterharz und unterer Mulde geerbt. Er nannte sich nach der Burg (jetzt Ruine) Anhalt im Selketal. Seine Nachfolger haben diese Grundlage ihres Besitzes nur abrunden und geringfügig erweitern können, da ihrem Machtstreben nach allen Seiten durch mächtigere Nachbarn Grenzen gezogen waren und ihre Kräfte zudem durch dauernde Teilungen, Fehden und Anhäufung von Schulden geschwächt wurden. – Bereits 1272 hatten die Söhne Heinrichs I. das Land in die älteren Teilfürstentümer Aschersleben, Bernburg und Köthen (Zerbst) geteilt. Nach dem Aussterben der Aschersleber (1325) und der Bernburger (1468) Linie zersplitterte die allein weiterblühende Köthen-Zerbster Linie ihren Besitz alsbald von neuem. Der Reformation gegenüber verhielten sich die anhaltischen Fürsten zumeist abwartend oder vermittelnd und erkannten sie erst Mitte des 16. Jahrhunderts an. Nur der Bernburger Fürst Wolfgang setzte sich früh für den neuen Glauben ein. 1570 vereinigte Fürst →Joachim Ernst wieder das gesamte Land, das aber bereits 1603-06 unter seinen Söhnen für über 200|Jahre in die vier jüngeren Hauptlinien Bernburg, Köthen, Dessau und Zerbst zerfiel. Der älteste Fürst des Hauses übernahm aber jetzt auf Grund einer Senioratsverfassung die Vertretung Gesamt-Anhalts nach außen. Aus der jüngeren Zerbster Linie stammte die Prinzessin →Sophie Auguste (1729–96), die den späteren Zaren Peter III. von Rußland heiratete und als Katharina II. dessen Nachfolgerin auf dem Throne wurde. Nachdem noch 1793 das Gebiet der ausgestorbenen Zerbster Linie an die drei anderen Fürstentümer verteilt worden war, fiel Köthen 1847 und Bernburg 1863 nach dem Verlöschen der dortigen Linien an Anhalt-Dessau, dessen Herrscher nun den Titel „Herzog von Anhalt“ annahm. 1918 verzichtete das Haus auf den Thron.


Literatur 
H. Wäschke, Die Askanier in Anhalt, 1904; 
ders., Gesch. Anhalts, 1912 ff. (ältere L); 
R. Specht, Bibliogr. z. Gesch. v. Anhalt, 1930.

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